Auf dem Weg nach Rom und Bari per Rad – September 2024

Auf dem Weg nach Poligano/Modena nehme ich zwei Mitfahrer mit, mit denen ich mich bestens unterhalte. Julia ist aus Kasachstan und Leo aus Polen. Wir unterhalten uns über das Leben, die Liebe und die Lage in Deutschland. Leo ist Berufssoldat und lebt in der Nähe von Bremen und Julia ist Disponentin in Langwedel. Sie sind beide Mitte Dreißig und nutzen die preiswerte Möglichkeit per Mitfahrer zu reisen. In Neu-Ulm am Donaubad mache ich Halt für die Übernachtung. Ich nehme eine Currywurst mit Pommes zu mir und bin glücklich endlich in den Schlaf versinken zu können.
Am nächsten Morgen setze ich die Fahrt schon um 4 Uhr fort um möglichst schon am Abend in Poligano Quartier beziehn zu können. Die Strecke umfasst 670 km und damit rund die Hälfte des Gesamtweges von Bremen ab. Es sind dafür 7 Stunden Fahrt über den Fernpass und den Reschenpass eingeplant. In Nassereith beim Frühstück fasse ich den Entschluss den schnelleren Weg über den Brenner zu wählen und buche eine Vignette für die Autobahn. Dass ich später kaum die Autobahn benutze liegt daran, dass ich auf dem Weg durch Österreich noch eine preiswerte Tankgelegenheit suche. Über den Brenner komme ich schnell durch und kann schon bald in St.Michelle bei Mezzocorona im Trentino eine Pause einlegen. Dort decke ich mich mit Wein und Grappa ein bevor ich die Fahrt nach Modena (Balsamico) fortsetze. In dem Bezirk befindet sich auch die kleine Gemeinde Gombola in der meine Agricampeggio Arca di Noie liegt. Mit einer längeren Pause in Mantoba, wo ich einem Literaturfest einen Besuch abstatte, frische ich meine Kräfte wieder auf. Auf dem Literaturfest nehme ich an einem Spiel teil, dass mir einen Gutschein einbringt. Mit diesem kaufe ich preisgünstige Kleider für den Abendchic in Rom. Zwei Bücher auf Italienisch sorgen für die notwendige Portion geistiger Gymnastik. Ein leckeres Eis rundet den gelungenen Ausflug ab. Ich habe mich gut auf italienisch unterhalten und eine Menge hübscher Eindrücke von der schönen Stadt gewonnen. Mit einem opulenten Mal beim Park sorge ich für das notwendige Glücksgefühl im Bauch bevor ich am Steuer meines Autos über kleine Landstraßen den Weg in den Apenin fortsetze. Das Wetter ist fantastisch und ich genieße die Fahrt durch die italienischen Dörfer.
Auf dem Campingplatz komme ich kurz vor der Schließung an. Da mit mir zugleich mit einem holländischen Pärchen an, die sich telefonisch angemeldet hatten. Das überfordert den Inhaber, weil er gar nicht so viel Platz auf seinem kleinen hübschen Gartengelände hat. Ich fühle mich sogleich wohl und beziehe einen Platz am Fluß, der mir in den nächsten Tagen einen traumhaften Aufenthalt beschert.

Auf der Via Francigana durch die Toscana

Am zweiten Tag in dieser wunderschönen Umgebung verbringe ich viel Zeit auf dem Platz, auf dem es vieles zu entdecken gibt. Von Blumen, über Insekten bis zu kleinen Tieren ist vieles zu finden. Ein Pärchen aus Livorno freundet sich schnell mit mir an und gibt mir seine Adresse für einen Besuch an der toskanischen Riviera. Aber ich habe gar nicht so viel Zeit alle Adressen abzuklappern. Das Haus ist geräumig, hat eine Küche zur Selbstnutzung und sehr saubere sanitäre Einrichtungen. Die Dusche ist ein Traum. Sie schüttet abwechselt warmes Wasser aus einer Handtusche, sechs Massage Brauseköpfen oder eine breiten Strom aus der kopfseitig angebrachten tellergroßen Brause. So etwas tolles habe ich noch nie auf einem Campingplatz gehabt. Ein Platz für wohlgemerkt 10 Gäste und zum Verweilen in der Stille eines kleinen Flußtales. Ich werden Miriam am Ende der Reise hierher entführen und mir die Bestätigung für die fantastische Unterbringung holen. Die Berge um mich sind sehr steil und fordern meinem Fahrrad alles ab.

Am dritten Tag regnet es sehr. Ich beschließe zum Essen zum Il Cacciatore auf dem Berg zu fahren. Er war mir empfohlen worden. Er hat tatsächlich eine fantastische Küche. Ich habe für kleines Geld eine große Portion Pasta mit Salat bekommen und noch ein Stück Cervo hinterhergeschoben. Dazu gab es Wasser und einen Espresso. Anschließend mache ich mich bei nachlassendem Regen auf den Weg ins Tal. Es war ein schöner und nasser Ausflug durch abenteuerliches Gelände. Abends ist es wieder Trocken und ich kann mich auf die Tour nach Maranello zum Museo di Ferrari vorbereiten.

Es ist Montag und ich mache mich früh auf den Weg um mir einen Ferarri abzuholen. Der Weg ist einfach und führt von der Höhe über Wald und Wiesen in die Ebene von Modena. Ich erreiche mein Ziel nach einigen Umwegen und der Beobachtung von großen Vögeln am Himmel. Es könnten Adler, Milane oder Bussarde sein. Das Ferrari-Museum liegt am Rande der Stadt neben den Produktionshallen für Ferrari.

Das ist mein Lieblingsmodell. Schlicht, sportlich und elegangt. Man kann sich leider nicht rein setzen. Von der Vielzahl der Modell gefallen mir leider nur sehr wenige. Die Technik ist gigantisch, das Auto besteht zu dreiviertel aus Motor und zu einem Viertel aus chick designter Karosserie. Im Museum mache ich viele Bilder, von denen eines hervorsticht.

Italiener posieren gerne und lassen sich dabei vor ansprechenden Hintergrund fotographieren. Das Auto passt zu der Dame, der Fotographie hielt sich im Hintergrund. Typ Sachbearbeiter bei der Gesundheitsbehörde. Ich interessiere mich für eine Probefahrt, werde aber nicht fündig weil schon die dreißig Minuten im Simulator ca 30 € kosten sollen. Also verlasse ich das Etablissment, trinke meinen Cafe und suche eine Ausleihe für Ferrari, die es tatsächlich gibt, aber heute leider geschlossen. An einem Montag? – wie beim Friseur. Ich mache noch schnell eine Foto von einem Ferrari im Gittermantel und begebe mich auf den Rückweg nach Gombola. Die Strecke ist nun weniger schön und ich bin am Abend trocken wieder zurück. Es gibt noch eine Kleinigkeit zu essen und ich falle ins Bett, wo ich sogleich einschlafe.

Am nächsten Tag starte ich sogleich nach einer langen und intensiven Abschiedszeremonie auf meinen Trip nach Rom. Die Italiener aus Livorno sind sehr freundlich und laden mich noch schnell auf einen Besuch zu sich nach Hause ein. Wir tauschen die Telefonnummern und ich vertröste sie auf das Jahr 2025, in dem ich nochmals eine Tour durch Italien machen will. Diesmal längs der Küste von La Spezia nach Rom. Die Landschaft, die mich jetzt erwartet ist vielfältig und voller schöner Ausblicke. Mir gefallen die Berge rund um den Monte Amiata und die von Bodenerosion gezeichneten Hügel in der Toscana.

Am Abend schlafe ich in Fanano am Monte Cimone, der majestätisch über dem Ort thront. Das Hotel ist äußerst komfortabel und preiswert. Das Essen ist gut. Mein Fahrrad parkt in einem Nebenraum des altdeutsch eingerichteten Restaurants. Nach einem opulenten Frühstück mit Rührei und Speck mache ich mich auf den beschwerlichen Weg nach Montecatini Terme. Hier gibt es ein weiteres kulinarisches Highlight in einem kleinen Restaurant unter Weinreben. Pasta mit Porcini und Kalbscarpaccio. Ich bin begeistert und schlage mir den Bauch wieder viel zu voll. Anschließend geht es 2 km zu Fuß zurück zum Quartier.

Am Morgen mache ich mich auf den Weg nach Siena, meiner Lieblingsstadt in der Toscana, doch halt – sie teilt sich den Rang mit Lucca, wo ich vor vielen Jahren auf einer Schule verbracht habe, um Italienisch zu lernen. Meine Gastgeber hielten im Bad Stare, die zum Verzehr gedacht waren. Für mich war das befremdlich, sind es doch Singvögel, deren Gesang zur Erbauung erschaffen ist. Siene ist verregnet und ich beziehe ein Zimmer in der Wohnung von Sarah die als Eisverkäuferin arbeitet. Sie gibt mir den Schlüssel und warnt mich davor, dass ich ihr am Abend in ihrer Privatwohnung begegnen werde.

Nach meinem Aufenthalt in Siena wird der Weg beschwerlicher. Eine schöne Abfahrt bringt mich in das vom Regen aufgeweichte Tal. Auf der Via Francigena gelange ich in eine landwirtschaftliche Nutzzone, die vom Regen aufgeweicht wurde. Mein Fahrrad saugt sich mit Lehm voll und kommt nur schwer voran. Nach einer Pause bei der ich meinen restlichen Wein mit Brot, Oliven und Käse aufzehre bleibe ich bald im Matsch stecken. Der Lehm ist zäh und schwer. Bei einer Pfütze verliere ich den restlichen Wein und schiebe das Fahrrad rutschend durch das Gelände. Hierbei hilft mir die Schiebeunterstützung am Fahrrad, wobei ich beinahe zu Boden gehe, weil der ganze Weg schlüpfrig ist.

Der Weg wird beschwerlicher

Nach einer unfreiwilligen Rutschpartie über die Äcker der südlichen Toscana gelange ich an eine Haus, in dem ein junges Pärchen aus Hamburg Quartier bezogen hat. Sie bereiten mir einen Kaffee, verwöhnen mich mit Keksen und erlauben mir den Akku aufzuladen, damit ich weiterkomme. Ich reinige mein Fahrrad und mache ein Päuschen auf einer Liege an einem geschützten Platz. Ich habe eine herrliche Aussicht und bin nach einer Stunde wieder fit. Nun geht es weiter auf den Asphalt. Unter uns liegt Galina, ein kleines Dorf, in dem ich ein Bett mit Küche für die Nacht finde. Ich bereite mir eine Pasta mit Sugo al Vongole, bekomme von der Vermieterin Brot mit Schinken spendiert und erwerbe eine Flasche besten Chiantis aus der Region. Nach dem schmackhaften Mahl bestaune ich den Mond und falle in einen tiefen traumvollen Schlaf. Am Morgen kann ich mir noch einen leckeren Kaffee bereiten und Zwieback mir Butter und Marmelade essen. Dann geht es auf die Piste. Der Akku hat sich erholt und das Fahrrad ist wieder leidlich sauber. Auf der Straße ist kaum Verkehr und ich beeile mich auf der Via Francigana meinen Weg fortzusetzen.

Südlich des Monte Amiata gerate ich in eine Gegend, in der mein Weg von den asphaltierten Bahnen weg in die Wildnis führt. Ich muss einen steilen Bergpfad hinunterkommen und ende nach steiniger Arfahrt an einem Fluß, an dem die alte Himalaya-Brücke schon beim vorvorletzten Hochwasser das Zeitliche gesegnet haben muss. Auf der Suche nach einer gangbaren Furt bekomme ich nasse Füsse beim Überqueren des Flusses und halte Ausschau nach Wildschweinen, weil es hier nur so von Wühlspuren wimmelt und Schilder darauf hinweisen, dass ich mich in privatem Trüffelgebiet befinde.

Mein heutiges Ziel ist Montefiascone am Lago Bolsena. Das ist mit ca. 70 km ein recht kleine Tour, die keine Schwierigkeiten bereitet. In Montefisacone treffe ich auf eine Pilgerin aus Deutschland mit der ich einen genußvollen Abend mit Blick über den Lago Bolsena verbringe. Wir delektieren uns an Pasta al Vongole, Salat und gekochtes Lammfleisch. Dazu gibt es einen fantastischen Weißwein der Sorte Vermentino. Wir sind begeistert und unterhalten uns gut. Da wir die Flasche leeren verbringen wir viel Zeit auf der Terasse und besetzen den Tisch länger als erwünscht.

Der Lago Bolsena liegt wie eine majestätische Pfütze vor uns und wird von Bergen der südlichen Toskana gesäumt. Den Weg zurück zum Quartier, eine schöne und saubere Pilgerherberge mit Mehrbettzimmer, machen wir zu Fuß und kommen wieder nüchterner an. Unter dem Sternenhimmel quatschen wir noch ein wenig über die nächsten Ziele. Sie will weiter wieder auf ihren Fußweg während ich zurück auf die Fahrradvariante muss. Es geht dann den Hügel von Montefiascone hinunter, auf dem ich einmal schöne Ferien mit Ulrike verbracht habe. Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit einem Skorpion in unserer gemieteten Hütte. Wir waren nicht weniger erschrocken wie das kleine Tier, das sofort die Flucht ergriff. Die Tage mit Ulrike habe ich in angenehmer Erinnerung. Ich saß meist lesend im 25°C warmen Wasser des Sees und machte schöne Ausflüge in die Umgebung. Der Weg geht jetzt weiter über die Grenze zu Latium. Die Landschaft verändert sich nun, wird waldiger und bietet Boden für Olivenhaine und Weinstöcke. Nach wenigen Stunden bin ich am Lago Bracciano, an dem ich ein Pause einlege in der ich ein Panino con Porchetta verzehre. Ich verbringe einige Zeit am Ufer, an dem mich ein Italiener vor Bienen warnt. Habe ich doch schon die Attacken von ausgeräucherten Hornissen überstanden. So leicht schreckt mich nichts. Der Blick über den See ist herrlich und ich kann meine Augen gar nicht mehr von dem Anblick des Sees trennen.

Vom Lago Bracciano geht es weiter in Richtung Acilia. Aber diesmal mit der Eisenbahn, da ich noch vor dem Dunkelwerden ankommen will. Ich habe mich mittlerweile auch bei Massimiliano angemeldet, der mich ab 18.00 Uhr erwartet. Der Zug ist geräumig und nahezu leer. Ich kann meine Batterie laden und lehne mich entspannt zurück. Ich komme zu früh in Acilia an und nehme erst einmal einen Capuccino mit einem süßen Stückchen zu mir. Da mein Hunger noch nicht gestillt ist, gesellt sich noch ein Hamburger aus La Bottega dazu. So vergeht die Wartezeit bis Massimilianos und Giulias Rückkehr schnell. Sie waren bei ihren Eltern in la Giustiana und haben Milch vom Bauerhof ihrer Eltern mitgebracht. Wir bereiten uns ein Abendessen, dass aus einer Zuppa di Ceci besteht und tauschen die ersten Neuigkeiten aus. Leider hat ein Mitschüler aus der Schule Romit im November des vergangenen Jahres Selbstmord begangen. Er hinterläßt eine Frau und zwei Kinder und ein großes Rätsel. Ich kann es nicht fassen, habe ich doch schöne Zeiten mit ihm in der Schule verbracht. Er arbeitete als Schriftsteller und hatte durchaus Talent. Er versuchte auf Italienisch zu schreiben was ich mir sehr schwer vorstelle. John Brown war Anfang fünfzig und machte einen lebensbejahrenden Eindruck auf mich. Aber in der Tiefe der Seele verlieren sich die Ahnungen. Wer weiß was ihn umtrieb. Er war nicht der einzige der die Freiheit der Selbsttötung lebte.

Anderen aus der Gruppe geht es sehr gut, auch wenn sie ihre Pläne in Rom Fuß zu fassen nicht umsetzen konnten. Luara weilt zwar noch in Rom, aber findet keine Arbeit. Tomasz und Kasza sind nach Warschau zurückgekehrt. Wo Alischa, die junge Deutsche abgeblieben ist, weiß ich zwar nicht, aber ich stelle mir vor, dass sie noch in Rom weilt, weil sie hier studieren wollte. Wir verbringen den Abend quatschend und tratschend und ich stelle fest, dass ich Giulia und Massa gut verstehe und mein Wortschatz zugenommen hat. Marta wird nun müde und soll zu Bett gebracht werden. Massa und Marta ziehen sich nach oben zurück, während ich mit Giulia noch eine paar Worte wechsele.

In Rom verfalle ich in einen Kaufrausch und decke mich mit neuer Kleidung ein. Anlass ist der Mangel an Hosen, von denen ich eine neue noch in Acilia bei QVS erstehe, bevor ich Gefallen an einem Hemd finde, das ich in einer Boutique in Monti erstehe. Zum Schluß muss noch eine Leinenjacke dran glaube, die ich in einem Vintageladen nache der U-Bahn-Station erstehe. Ich komme mit weniger als 100 € aus und bin glücklich, das ich mich nun der Eleganz eines echten Italieners nähere.

Bei Giulia beziehe ich ein kleines Appartment im Souterrain mit Bad, in dem ich mich sogleich wohl fühle. Das Bett ist bequem, vom Fenster beobachtet mich eine drei Katzen, die im Garten wohnen. Das Bad ist geräumig, alles funktioniert und ich genieße die Dusche, in der ich lange auf das warme Wasser warten muss. Aber Massa meint Wasser kostet wenig und Gas ist kostspielig, weshalb der Fluß so eingestellt ist, dass man lange auf die Ankunft des warmen Wassers warten muss.

In Rom habe ich schöne Tage ohne das Colosseum erneut aufzusuchen. Es gelingt mir gute Speisen einzufangen und mit einem Besuch bei Claudio und Marlena meine Erinnerungen an die schöne Zeit in der Schule aufzufrischen. Ich benutze die öffentlichen Verkehrsmittel weil die Fahrradtouren von unglücklichen Begegnungen mit römischen Fahrzeugführern überschattet waren.

Ich konnte es mir nicht nehmen lassen ein Foto von Wolfgangs Dachterrasse zu schießen. Auf die Albaner Berge im Hintergrund und das Policlinico Camillo im Vordergrund, wo Marta das Licht der Welt erblickte. Wolfgang und Antonio sind sehr freundlich und laden mich zu einem fantastischen Pranzo in der Sonne ein. Es gibt einen leckeren Nudelsalat mit Penne, Parmigiano und Pilzen, den ich einmal nachkochen möchte. Auf Wolfgangs Terasse gedeihen die Pflanzen prächtig, weil es hin und wieder regnet und die Pflanzen mit viel Liebe gepflegt werden. Wir brachten drei Stunden im Gespräch über das Leben in Rom zu. Wolfgang schien es sehr gut zu gehen, leidet er doch schon seit mehreren Jahren an einem Ictus, der ihn in seinen Bewegungen einschränkt aber ihn geistig nichts anhaben konnte. Antonio sein Assistent empfiehlt mir einen Besuch in den Termen von Tivoli, den ich am nächsten Morgen gleich verwirkliche.

Mit dem Zug mache ich mich auf den Weg und verbringe 6 Stunden in den schwefelwarmen Quellen, die schon den Römern Gesundheit und Entspannung bescherten. Im Hotel Victoria gleich nebendran kann ich ein Mittagessen vom Buffet einnehmen bevor ich mich wieder in die finnische Sauna und ins türkische Dampfbad begebe. Jeder Zyklus wird mit einem Besuch der kalten und warmen Becken beschlossen. Anschließend halte ich einen Pisolino (Nickerchen) im Schlafsaal, in dem ich zumeist alleine liege. Am Ende meines Aufenthaltes erinnert mich die Masseurin, dass ich in 5 Minuten das Etablissment zu verlassen habe. Ich mache eine letzte Dusche und verlasse angekleidet erfrischt und von sämtlichen Staub befreit das Bad.

Vor dem Haus nehme ich den Bus nach Tivoli antica, nehme eine Kaffee und ein Eis zu mir und schlendere durch die Stadt. Sie bietet eine Festung inmitten der antiken Häuser und bietet einen fantastischen Blick in die Ebene von Rom mit Aussicht auf das Meer, das am Horizont schlummert. Ich verbringe erbauliche Stunden in der hübschen Gemeinde bevor ich mich zum Bahnhof durchfrage. Der Zug bringt mich über Bagni di Tivoli in kurzer Zeit zurück nach Rom wo ich mich in das Gedränge der Metrobesucher werfe. Ich habe eine gute Verbindung nach Acilia und erreiche den Vorort bei Dunkelheit. Ein Bus bringt mich bis vor das Haus von Massa und Giulia und ich darf die Reste eines schmackhaten Gerichtes aus Thunfisch und Kartoffeln einnehmen. Den hatte ich am Vortag im Elite zusammen mit reichlich Meeresfrüchten für ein Abendmahl gekauft, das ich für die Familie bereitet hatte. Wir schlugen uns die Bäuche mit üppigen Meeresfrüchten (Fischfilet von Meeresbarben, Muscheln und Gamberoni) voll. Zum Abschluss gibt es nach einem fantastischen Weißwein noch einen schweizen Magenbitter, den Massa mir delektiert. Ich schlafe erkennbar gut und habe angenehme Träume aus meiner geselligen Vergangenheit. Am Morgen breche ich nach Lido di Ostia auf. Diesmal wieder mit dem Fahrrad, dass ich aus den Schuppen holen muss.

Blick von Tivoli in die Ebene von Rom

Der Abschied von der Familie Ciccho ist traurig, weil ich Massemiliano auf dem Bahnsteig von Acilia allein zurücklassen musste. Die Türen schließen sich und ich bin mit meinem Gepäck im Gedränge nahezu hilflos. Es ist knackevoll. Ich fahre bis Tiburtina und setze meinen Weg im Zug nach Isernia fort. Mein Ziel ist Frosolone, wo Giovanni Lupone mein Experte für Calciocavallo, einem Käse, der nur hier angesetzt wird, lebt. Ich strampel von Isernia unablässige die Berge hoch, bis ich eine Höhe von 1400 m erreiche. Hier ist mein Akku leer und ich muss die nächsten 10 km meine Beinkraft bemühen, um ans Ziel zu kommen. Zum Glück habe ich nicht mehr viel Steigung und ich muss das Rad nur ca 3 km über die Alm auf der Hochebene schieben, um Frosolone zu erreichen. Auf den Weiden stehen die Kühe von Giovanni und die Pferde von Carlo seinem Bruder mit dem er die Landwirtschaft betreibt. Ich kann mich an der herrlichen hochalpinen Landschaft garnicht satt sehen und schlendere über die Weiden. Giovanni ist hier nicht bekannt, obwohl hier nur wenige Bauern ihre Tiere weiden lassen. Kurz unterhalb der Gipfel erwartet mich Frosolone, wo mich in der einzigen Bar, die offen hat, Cesario anspricht, der mir die Schlüssel für die überaus süße Unterkunft von Airbnb übergibt. Ich wieder unheimliches Glück, kann ich doch zwischen drei Betten wählen, mir in der Küche eine Pasta bereiten und im geheizten Bad eine heiße Dusche nehmen.

Frosolone – die Vertraute

hier war ich vor zwei Jahren zur Transumanza. Ein Viehtrieb, der zwei Mal im Jahr stattfindet, um die Kühe, Schafe und Ziegen in die Berge zu bringen und wieder abzuholen. Ich habe hier schöne Tage verbracht und mit den Einheimischen das Ereignis gefeiert. Dabei durfte ich vor der Kamera ein paar italienische Brocken rezitieren. Ich habe mich ein bisschen geschämt, war es doch noch vor meinem Unterricht in Rom.


Vor der Tür finde ich alles, was ich für meinen Aufenthalt von wenigen Tagen brauche, eine Trattoria, eine Collteleria, ein negozio antico, eine Bar, eine Paneteria und was man sonst noch so braucht. Ich bin angetan von der Ruhe und der Gelassenheit die der Ort ausstrahlt. Bei mehreren Spaziergängen durch den Ort suche ich die besten Perspektiven auf die nahliegenden Berge, Baustoffhändler, um endlich eine neue Speiche zu erhalten, die meine Gebrochene ersetzt. Aber ich werde nicht fündig. Stattdessen finde ich einen alten Laden, der in seinen Schätzen einen Fiat Dobbolino, mehrere Uralt-Vespas und haufenweise Fahrräder verwahrt. Mich zwickt die Kauflust, aber wie soll ich das alles transportieren. Ich will noch ein paar Klamotten, Käse und Bücher kaufen und kann nichts mehr in mein Gepäck stecken.

Am Sonntag mache ich mich auf den Weg nach Termoli um den letzten Teil meiner Tour mit dem Fahrrad zurückzulegen. Es geht immerwärts bergab und ich habe eine herrliche Abfahrt. Was ich bei der Ankunft an ATP gelassen habe, füllen meine Muskeln jetzt wieder auf. Der frische Wind belebt mich und macht mich Hoffen ein paar schöne Tage in Bari zubringen zu können. Aber erst muss ich noch die Gleise von Termoli nach Bari schrabben, damit ich Bari ins Herz schließen kann. Dort angekommen mache ich mich sofort auf den Weg zur Unterkunft.

Dort empfängt mich schon Rosa, die auf mich gewartet hat, weil sie mir den Schlüssel geben möchte und mich mit Enrico bekannt machen möchte, der den Telecommander für die Tiefgarage bereithält. Hier steht mein Fahrrad sicher und die nächsten Tage bewege ich mich auf Schusters Rappen oder im Pullmann.

Ich bin in Bari und Schönheit gepaart mit Geschichte empfängt mich. Es geht sehr ruhig und gelassen zu. Einzig in der Gastronomie herrscht Hektik und Gedränge. Alle wollen zur gleichen Zeit kaffeesieren oder spachteln. Ich liebe die Plätze und das Panorama am Lungomare di Bari. Gleich am Abend laufe ich ein paar Schritte und treffe auf einen Kölner, der genauso begeistert von der Stadt ist wie ich. Wir halten ein Schwätzchen bevor ich meinen Weg in der Altstadt fortsetze.

Endlich in Bari

Später zische ich noch ein Bier vor der Haustür und genieße die Wärme, die die Stadt über tags speichert. Meine Wohnung ist bequem und gut ausgestattet. Hübsch kann ich sie nicht nenne, weil sie keine Fenster nach vorne hat. Aber innen ist sie geschmackvoll eingerichtet und ich habe alles was ich brauche. Trinkwasser, reichlich Biskotti und Joghurt und Esspresso aus der Maschine. Leider einer nur aus Kapseln, aber er läßt sich dennoch genießen. Ich habe schlimmeres befürchtet. Ein Bummel durch die Straßen der Altstadt versöhnt mich mit der Dunkelheit in meinem Domizil. Zum Glück haben sie die Wohnung durch gutes Deckenlicht aufgehübscht. Ich halte Morgentoilette in einem phantastisch designten Bad und lasse mir Zeit mit Espressotrinken und Vorbereitungen für den Tag. Am ersten Tag erobere ich die Stadt auf leisen, bald durchgelatschen Sohlen und erkunde die modern gestaltete Oberstadt. Hier suche ich meinen Vitaminbedarf durch frisches Obst zu stillen, suche endlich einen vernüftigen Schutz für mein Telefon und klapper die Radläden ab. Ich möchte gerne die gebrochene Speiche ersetzen und verliere dabei meine Lesebrille aus dem Sortiment von Brillen.de aus den Augen. Zum Glück hat der Chinese einen preiswerten Ersatz, durch den ich leidlich gut meine Mitwelt erkennen kann. Auf dem Weg fülle ich noch eine Waschmaschine in der Lavanderia und muss sie anschließend aus dem Wäschekorb fischen, weil die fleißigen Bariner alle zugleich zum Großwäschemachen gekommen sind. Aber ich finde alles wieder und bringe es zum Trocknen in die Wohnung. Die Kosten für den Trockner spare ich mir, weil das Klima in Bari sich bestens eignet, die Sachen an der Luft zu trocknen.

Der Nachmittag gehört der Stadtvisite, auf der ich wieder Eis schlemme Kaffee schlürfe und abends einen großartigen Imbiss beim Bäcker einnehme. Er kredenzt mir ein Stück Pizza aus einem Teig, der jeden Neapolitaner vor Neid erblassen lassen würde. Ich bin so begeistert, dass ich die freigebliebenen Stühle an meinem Tisch drei Grazien aus Foggia anbiete, die mich zum Dank mit Pomodorri eindecken, die meine Pizza noch saftiger machen. Wir unterhalten uns ein Wenig über die Schönheiten Baris, bevor wir unsere Wege fortsetzen. Die Tochter einer der Schönen arbeitet bei der hiesigen Stadtverwaltung im Grundbuchamt und klärt mich sogleich darüber auf, wie Francesca ihr Problem mit der Baugenehmigung lösen kann. Sie soll sich an einen einheimischen Advokaten wenden, der den Architekten auf Schadenersatz für die Verzögerung bei der Baugenehmigung verklagen soll. Francesca ich hoffe Du hast gut zugehört und die notwendigen Schritte schon eingeleitet. Ich gehe dann mals weiter durch die Gassen spazieren und bewundere die liebvoll gestalteten Gässchen.

Vor einer schönen Treppe verweile ich einen Moment, weil sie mich in ihrer schlichten unregelmäßigkeit in ihren Bann zieht. Ich habe manchmal den Eindruck, dass sich in Bari maurische Einflüsse bemerkbar machen, die noch heute den Flair des Tors zum Orient ausmalen.

Dieses schöne Gewächs fand ich meinem Besuch zu einem Highlight meiner Reise: Alberobello, südlich von Bari gelegen. Der Tag zum Ausflug entpuppte sich zu einem der schönsten Exkursionen auf meiner Reise. Was ich nicht mehr für steigerungsfähig hielt wurde mit jedem Tag zu einem neuen Höhepunkt geführt. Ich setze mich morgens in den Bus nach Alberobello mit dem Ziel am Nachmittag auch noch Loccorotondro zu erschlagen. Aber schon Alberobello raubt mir den Atem, sprichwörtlich, weil ich aus dem Staunen nicht mehr rauskomme. Die Stadt wird als Kapitale der Trulli bezeichnet und raubt einem den Atem, weil nicht nur der Anblick dieser lieblich geformten Häuschen großartig ist, sondern auch die Anzahl der Touristen im Wettstreit um das Oxygenium liegt. Ich schlendere durch die gemütlichen Gassen, kaufe hier und dort eine Kleinigkeit und besuche ein ansehnliches Museum, dass in das vorletzte Jahrhundert führt und die Einrichtung in einem Trulli bei einer reichen Kaufmannsfamilie zeigt.

Vor der Tür des Museums

Nach einem ausgiebigen Spaziergang nehme ich ein Focaccia mit Schinken und Salat zu mir bevor ich in den Bus nach Polignano steige. Der Ausflug beschert mir eine Stunde häßlicher Wartezeit, weil in Conservano der Anschluß nach Polignano für eine geschlagene Stunde aussetzt. Im Kreise von gefühlt 200 Schülern der Schuola superiori erreiche ich Polignano, wo mich ein großer Appetit befällt. Ich lasse mich nahe der Bushaltestelle bei La latina nieder und bekomme ein großartigen Teller mit Spaghetti al Frutte de Mare zusammen mit einem gediegenen Schüsselchen mit Insalata Mista gereicht. Beim Espresso überfällt uns ein heftiger Temporale (Gewittersturm) und meine Wenigkeit flüchtet sich mit den Gästen in einen kleinen Imbissraum weil der Regen die Pavillions über uns zusammenbrechen läßt. Mein Espresso wurde durch den Regen verdünnt während ich einen Pfosten der drei Pavillions gegen den Wind Stabilität zu verleihen versuche. Der Camaiere vergisst nicht mich ans Zahlen zu erinnern. Ich scheine das Mal eine geprellten Zeche auf der Stirn zu tragen dass ich mir in den 80iger Jahren in Mailand zugezogen habe. In den Tullerien habe ich mit Elisabeth einen Cappuccino zu mir genommen, der mir mit 8 € zu teuer erschien. Elisabeth und ich waren uns einig, dass für diesen Preis jemand anderes aufkommen müßte. Das schienen die Engel des nahegelegenen Domes gehört zu haben. Sie machten sich sogleich daran einen ‚Temporale zu mixen der mit einer heftigen Windboe alle Skontrini von den Tischen fegte. Plötzlich hatten sich alle Gäste aus dem Staube gemacht und Elisabeth und ich suchten ebenfalls das Weite um von dem aufgewirbelten Staub nicht aus der Fassung gebracht zu werden.

Polignano al Mare hat die Schönheit einer griechischen Inselstadt mit seinen weißgekalkten Häusern und den erstaunlichen Klippen an der Küste. Der Regen trieb uns alle in eine Kirche, in der das Fotographieren der heiligen Atmosphäre wegen untersagt war. Als ich das bemerkte war es zu spät, die Abbilder der Heiligen und der Engel befanden sich schon in meiner Fuji. Das nächste Mal passe ich besser auf. Ich warte den Regen nicht ganz ab, weil meine neue Jacke aus Rom erstaunlicherweise keine Nässe durchläßt. Auch der kleine Tagesrucksack hält dicht und auf trockene Beine kann ich angesichts der Wärme verzichten. Am Meer bin ich vom Anblick des abziehenden Gewitters überwältigt und ignoriere meine feuchter werdenden Füsse. Danach muss noch ein brilliantes Gelato ciocholata/pistacchio dran glauben bevor ich den nächsten Bahnhof aufsuche um den Rückweg nach Bari anzutreten. Ich muss nicht lange warten um in den Vorortzug von Fusano nach Barletta zu steigen und beschließe hier noch einmal bei schönem Wetter aufzuschlagen. Den Weg nach Bari bringen wir ohne besondere Vorkommnisse hinter uns. Lediglich die Schönheit der mich begleitenden jungen Frauen erfüllt mich wieder mit Wehmut, da ich daran immer meiner vergangenen Lebenszeit gewahr werde. In Bari steige ich aus dem Zug und laufe geflasht von der Belezza delle Donne erst einmal in die falsche Richtung bis ich merke das der Weg auf googlemaps immer länger wird. Ich kehre um und büße meine Pause beim Bier ein, weil ich sofort die Pizzaria aufsuchen sollte, in der ich für den Abend einem Tisch bestellt hatte. Angesichts meines kleinen Hungers lege ich nur noch Wert auf ein kleines Stück Pizza, erhalte ein normalgroßes Stück, das sich aber durch einen superdünnen und lukullischen Teig auszeichnet. Ich fülle meinen Magen und bin zufrieden wie lange nicht mehr.

Rückkehr

Bari hat die Atmosphäre, die ich mir von einer Stadt wünsche, in der ich meinen nächsten Sprachaufenthalt verbringen möchte. Aber die wenigen Tage sind schon abgeflossen und ich bereite mich auf die Rückreise nach Bologna vor. Mein Ticket war abgelaufen, weil ich ursprünglich von Rom aus zurückfahren wollte. Das Ticket konnte ich nicht stornieren, weshalb ich jetzt die Rückreise von Bari ohne Legitimation antreten muss. Ich erreiche morgens den Intercity 610 nach Bologna pünktlich und verstaue mein Fahrrad und mein Gepäck im Wagen 3. Ich mache es mir so gemütlich wie möglich und treffe auf ein Pärchen, dass seine Fahrradreise hier im Süden zugebracht hat. Wir tauschen Erfahrungen und Strecken aus und überlassen uns schließlich dem gemütlichen Rattern der Räder auf den Gleisen, die hier für Hochgeschwindigkeitszüge gebaut sind.

Um 17.00 Uhr erreiche ich Bologna, die Reise ist ohne besondere Vorkomnisse, wenn man von der Tatsache absieht, dass es nur Chips im Bistrowagen gab und einen ansprechenden Kaffee. Die Schaffnerin ist zunächst irritiert, weil sich ein Fahrrad zu viel auf dem Stellplatz befindet. Klar, ich hatte mein Ticket storniert, weshalb ein anderer Gast zum Zuge kam. Aber sie belässt es nach Prüfung meines Fahrscheins bei einem Achselzucken und widmet sich dem nächsten Fahrgast. In Bologna wechsel ich den Bahnsteig um nach Vignola zu gelangen. Ich muss nicht lange warten und der Zug macht sich bereit auf die Strecke. Im Zug flachse ich mit zwei Jugendlichen herum, die ein paar Brocken Deutsch verstehen. Wir unterhalten uns über die Reize Vignolas und ich erhalte noch Hilfe bei der Suche nach meinem Weg. Dann geht es los. Ich lasse den Ort links liegen, was sich noch rächen wird, weil ich zwei Stunden später schon in den Ort zurückkehren muss. Ich erleide nämlich meine nächste Panne. Im schönen Tal des Faellano verläßt den Hinterreifen die Luft. Da mich die hereinbrechende Dunkelheit an einer spontanen Reparatur hindert, klingel ich bei einem Obstbauern, der fantastische Pflaumen und Birnen der Sorte Abate erntet. Ein Paradies. Der Bauer kann mein Begehr für eine Nacht einzukehren nicht erfüllen und verweist mich an den Nachbarn. Dort werde ich aber auch abgewiesen, also lasse ich mein Fahrrad in der Garage zurück und mache mich mit meinen 25 kg Gepäck auf den Weg in den nächsten Ort. Nach einem Kilometer und nachdem mich drei Anlieger abgewiesen haben gelange ich an einen freundlichen Zeitgenossen, der mich zunächst nach Marano bringt, wo wir allerdings nicht fündig werden und dann nach Vignola karrt. Dort gerate ich in den lauten Trubel eines Liveauftritts einer Band, die tanzbare Musik hervorbringt. Ich lade ihn vergeblich auf ein Bier ein, unterhalte mich mit zwei Ortsansässigen und mache mich auf die Suche nach einem Zimmer. Im Hotel La Formica werde ich freundlich aufgenommen und mit einer köstlichen Spaghetti al pescatore für meine Strapazen entlohnt. Rund wie ein Ballon kugele ich in mein überaus gemütliches Bett. Ich schlafe gut und bekomme am Morgen in Gesellschaft einiger Wanderarbeiter ein fürstliches Frühstück.

Bologna ist voller Türme und Türmchen der Geschlechter, die auf solche Weise um ihr Renomee ringen.

Danach schultere ich mein Päckchen und mache mich auf dem Weg zurück in das Tal des köstlichen Obstes. Der Weg gestaltet sich etwas beschwerlich, weil mein Bus eine Extrarunde durch Vignola dreht und mich am Busbahnhof ausspuckt, wo der nächste Bus nach Marano erst mittags starten will. Ich versuche es mit Trampen, muss aber zur Kenntnis nehmen dass in einem italienischen Kleinwagen kein Platz für einen deutschen Pensionär mit Fahrradgepäck ist. Schließlich hält ein Mercedes der C-Klasse in Sportausführung mit Dresdener Kennzeichen, indem ein freundlicher junger Mann sitz, der den Wagen seines Cousins für die Fahrt zur Arbeit nach Marano nutzt. Eine echte Seltenheit, ein Italienier der einen deutschen Tramper mitnimmt. In Marano mache ich mich sogleich auf den Fußweg durch das hübsche Tal der Erosionen zum Obsthof. Dort finde ich alles so vor, wie ich es verlassen hatte. Ich versuche den Reifen zu flicken, scheitere aber an einem Mangel im Mantel. Ein spitzer Gegenstand hatte sich an den Schlauch gemacht. Es sah aus wie ein Teil der Textildecke und ich konnte ihn auch wieder in seine Lage bringen, aber die Luft wollte nicht halten. Also Decke wieder runter und ein Ersatzschauch eingebaut. Aber auch dieser Versuch blieb vergeblich. Ich machte mich jetzt ohne Gepäck auf den Weg nach Gombola um mein Auto zu holen, dass nur noch 20 km entfernt parkt. Für diese Strecke brauche ich vier Stunden, weil ich in Serramazzoni mangels eines Anschlusses zum Arca di Noe scheitere. Ein Telefonanruf hilft weiter, denn Vivien vom Campingplatz holt mich ab. Sie bringt mich zu meinem Bus, der ohne Schäden den Platz nicht verlassen hat. Ich mache mich sogleich auf den Weg nach Marano, um das Fahrrad zu holen. Marano suche ich einen Fahrradladen auf, dessen freundlicher Inhaber sich zugleich an die Reparatur meines Hinterreifen macht. Er verpasst ihm eine neue Decke, ersetzt den Schlauch und klärt mich darüber auf, dass ohne den Block am Ventilschaft der Motor nicht in Gang zu setzen ist. In der Zwischenzeit führe ich mir eine Portion Pasta zu Gemüte und suche die örtlichen Ferramente nach brauchbaren Haushaltszubehör ab. Ich finde tatsächlich keine Arbeitshose, die mir passen könnte und begnüge mich mit einem Fläschen, das 10 Centiliter Grappa aufzunehmen in der Lage ist. So kann ich meinen Grappa aus San Michelle im Trentino in kleine Portiönchen abfüllen, die ich unauffällig dem Abendessen hinterherzuschicken gedenke. Nach abgeschlossener Fahrradreparatur mit neuer Decke und neuem Schlauch mache ich mich auf den Rückweg nach Polinago, wo ich bei hereinbrechender Dunkelheit angelange. Ein kleines Abendessen mit Brot und Käse aus Frosolone beschließt den ereignisreichen Tag. Ich schlafe prächtig und bereite mich darauf vor, Miriam am kommenden Tag vom Flughafen abzuholen.

Ich mache mich morgens auf den weg und bahne mir einen Weg durch das Getümmel am Flughaven Aldo Moro in Bologna. Miriam kommt tatsächlich recht pünktlich durch die Absperrung am Arrival. Wir mache uns auf den in beschauliche Gombola auf den Agricampeggio Arca die Noe, wo uns Walter überaus freundlich mit einer Verneigung das Tor öffnet. Wir sind jetzt tatsächlich die letzten Gäste. Der Swimming Pool wurde geschlossen mangels Nutzung und sein Wasser verfärbt sich in grünliche. Miriam erweist sich alls überaus tatkräftig beim Aufbau des Daches, das nun für ein weiteres Bett benötigt wird. Ich bereite das Abendessen vor. Rigatoni mit scharfen grünen Bohnen und für mich gibt es gebratene Polpo obendrauf. Die Portionen sind wieder einmal viel zu groß und wir behalten noch eine zweite Portion für die kommenden Tage über. Nach ausfühlicher Speise mit einem leckeren Bier machen wir uns sofort auf den Weg in die Ruhe der Nacht. Ich schlafe wieder traumreich glücklich, denn ich bin jetzt in vertrauter Gesellschaft. Der nächste Tag ist einer Rundwanderung um das Tal der Secchia vorbehalten. Wir kommen natürlich mit 10 Uhr viel zu spät in die Gänge, müssen wir doch kräftigen Sonnenschein befürchten. Der Weg führt uns zunächst in die falsche Richtung, denn mein Komoot richtet den Pfeil der Gehrichtung falsch aus. Aber wir korrigieren uns schon nach wenigen Schritten. Nun geht es steil hinauf in Richtung Faeto. Nach einigen Metern sollen wir die unbefestigte Straße verlassen und über einen wenig sichtbaren Singletrail einen steilen Berg hinaufsteigen. Miriam ist nicht überzeugt, dass das der richtige Weg sein kann. Zu sehr erinnert der Trail an ein ausgetrocknetes Bachbett. Der Weg erweist sich als Juwel dass uns auf verschlungenen Wegen um das Tal führt. Schon nach wenigen Schritten haben wir einen grandiosen Ausblick auf das Massiv des Monte Cimone. Wir gelangen auf steinigen Pfaden, über Wiesen und Äcker und einen alten Hohlweg, dem Miriam nicht vertrauen will nach San Pellegrino, einem Ort mit Aussicht in die Ebene von Modena. Wir machen Rast in einer kleinen Pizzaria am Berg und speisen einfach, aber köstlich. Miriam begnügt sich mit einer Pizza, währen ich mich an einer Pasta arabiata erfreue. Wir laben uns am Ausblick, der hier die Weite der Ebene um Maranello gestattet. Weiter oben in Faeto erlauben wir uns einen Blick auf die andere Seite in Richtung Monte Cimone. Dort gibt es nur eine Cafe und ein Wasser und die Erklärung, dass das Haus seit vierhundert Jahren Herberge und Gastwirtschaft ist. Hier tanken wir nochmals auf bevor wir uns auf den beschwerlichen Rückweg machen. Er führt uns auf der Ostseite des Tales auf verschlungen Pfaden durch Maronen- und Steineichenwäldern zur Festung von Polisano. Wir müssen mehrmals feststellen, dass wir die Wegmarkierungen verlieren um am Ende erleichtert darüber zu sein, dass wir einen Bauernhof erreichen, der in der Nähe unseres Zeltlagers sich befindet. Wir steigen über eine Weide ins Tal hinab und gelangen an den Fluß Secchia. Wir waten an ihm entlang, versinken von Zeit zu Zeit iim Uferschlamm und gelangen schließlich an den unüberwindlichen Zaun unserer Herberge. Dort unternehmen wir einen Überstiegsversuch, der leider scheitert. So dass wir es nochmals am Fluß entlang versuchen müssen. Hier hat mittlerweile ein riesiger Bagger Platz genommen, der in den kommenden Tag den Kies von der rechten auf die linke Seite befördern soll. Das verursacht dem Steuerzahler Kosten von 77000 €, wie Vivien später empört erklärt. Eine vergebliche Arbeit, weil der Fluß beim nächsten Regen seinen Kies wieder von links nach rechts umschichtet. Der Abend mit den Resten des Vortages verläuft beschaulich und wir finden bald den Weg wieder in die Falle, wo ich wieder herrlich schlafe.

Der nächste Tag ist einer Wanderung auf den Monte Cimone gewidmet. Der höchste Berge der Umgebung glänzt mit seiner majestätischen Größe. Seine Erhebung misst an der höchsten Stelle 2200 Meter und ist leicht zu bezwingen, weil man nur die letzten 400 Meter zu Fuss überwinden muss. Wir bewältigen die Strecke zum Refugio am Lago die Nymphal in etwas mehr als einer Stunde und steigen den langen Anstieg zur Spitze langsam empor. Auf dem Weg bieten sich uns wieder fantastische Panoramas in die Bergwelt des Apenin. Oben treffen wir nur auf wenige Menschen und verweilen kurz unterhalb der Spitze, weil für die letzten 200 Meter die Zeit nicht mehr reichen wird. Auf den Skipisten ist Grasnarbe stark beschädigt aber auf den Saumpfaden zwischen den Felsen ist noch genügend Moos und Flechten im Untergrund um den Eindruck eines Mondspazierganges zu verscheuchen. Nach mühsamen Abstieg zum parkenden Auto ergreift uns der Hunger und wir eilen in weniger als einer stunde zurück zum Campingplatz um uns das Abendessen, Brot mit Käse und Schinken einzuverleiben. Der Tag war mit schönen Wegen und Ausblicken angefüllt und läßt uns zufrieden in den Schlaf fallen.

Am vorletzten Tag in dieser herrlichen Gegend ist eine Wanderung entlang der Wasserfälle von Cascadora vorgesehen. Ich hatte zunächst die Cascata di Bucamante ins Auge gefasst bis mir Vivien den Wanderweg an den fünf Wasserfällen bei San Annapelago empfiehl. Nach einstündiger Fahrt gelangten wir an den Ausgangsort unterhalb des Gipfels von Monte Cimone u.a. Wir parken das Auto an einem Sportplatz und machen uns auf den Weg ins Gebüsch. Durch Tannen- und Steineichenwälder, vorbei an vergilbten und entlaubten Maronen- und Kastanienbäumen eröffnen sich herrliche Blicke auf gurgelnde und röhrende Wasserfälle zu denen wir jeweils von den Hauptwegen absteigen müssen. Miriam ist immer ein Schritt schneller, weil ich von den Strapazen der letzten Tage schon etwas ermattet bin. Am ersten der fünf Wasserfälle erinnern wir uns an eine Wanderung durch den Nationalpark Plitwitzer Seen in Kroatien. Aber ihrer Empfehlung ein Bad im Fluß zu nehmen kann ich nichts abgewinnen, schien es mir im Wasser doch deutlich zu kalt. So begnügen wir uns mit kleinen Fotoshootings und gelegentlich Vesperpausen, bis auch der letzte Bissen aufgebraucht ist. Jetzt heißt es an vier weiteren Wasserfällen auf der anderen Seite des Tales den Rückweg anzutreten, damit uns Speis und Trank nicht fremd werden. In San Annapelago finden wir das Auto zunächst nicht, weil sich ein großes Baufahrzeug davor geschoben hatte. Miriams unerschütterlicher Entdeckersinn macht uns aber den fahrbaren Untersatz wieder zugänglich und wir können nach glücklicher Touf den Rückweg antreten. Die Fahrt verläuft in der Abenddämmerung ruhig, wir machen noch ein paar Einkäufe und stellen fest, dass unsere Vorratkisten mehr Inhalt aufweisen als hineinpassen wollen. So kämpfen wir durch heftiges Kauen gegen die Überfüllung an und fallen abermals totmüde in unsere Betten. Für den nächsten und letzten Tag ist eine Tour nach Bologna geplant, wo wir unsere festliche Versorgung mit einem kräftigen Mittagsmahl beschließen wollen.

Wir haben alles gepackt und machen uns früh auf den Weg in die überaus schöne Stadt Bologna. Der Weg führt zum wiederholten Mal über die Berge von Serramazzoni. Ich bin diesen Weg unzählige Male gefahren und kenne ihn fast auswendig. oben in San Pelligrini muss ich in einer scharfen Kurve acht geben, dass ich die Krümmung überwinde. Aber der Wendekreis vom Calli ist zu groß und so bleibt nichts weiter als die Ausrichtung zu korrigieren. Auf dem Weg nach Serra geht es durch einen kurvenreichen Wald mit schönen Blicken nach Maranello, wo inmitten der Ebene die Produktionsstätten von Ferrari leuchten. Mehr Werbung geht nicht. Nach Serra gehts nur noch bergab bis in einer scharfen Linkskurve die SS21 erreicht wird, die uns geradewegs über ca. 40 km Bologna erwartet. Auch hier bin ich schon mehrmals unterwegs gewesen. Die Stadt erwartet uns mit freundlichen kostenlosen Parkplätzen nicht weit vom Zentrum. In einer halben Stunde würden wir das historische Zentrum erreichen, wenn der Bus uns nicht viel bequemer in 7 Minuten hineintragen würde. Im Zentrum lockt ein Antiquitariat, ein billiger Kleidermarkt, viele kleine Geschäfte und guter italienischer Cafe. Wir schlendern gemütlich durch die Gassen, schießen unsere Fotos und trennen uns kurzzeitig, damit Miriam in den zahlreichen Vintage-Läden nach neuen Eroberungen schnüffeln kann. Später treffen wir uns in einem gemütlichen Kaffee wieder, nah beim Hauptbahnhof, den ich allerdings erst einmal unterlaufen muss, um auf die richtige Seite zu kommen. Mir beschleichen unangenehme Erinnerungen an das Bombenattetat von 1980, bei dem mehr als 80 Menschen ihr Leben lassen mussten. Rechtsextreme haben versucht auf sich aufmerksam zu machen und sich dabei Bologna Centrale ausgesucht. Schrecklich, dass man dafür so wahllos töten musste. Aber die Schrecken der Vergangenheit sind schnell vergessen und wir werfen uns in das Universitätsviertel, dass so voller bunter Menschen ist und vom Frieden der 20iger erfüllt scheint. Miriam verschwindet mal wieder in einem schicken Vintagladen, in dem ich auch ein paar kostbare Kleidungsstücke erschwinge. Es ist früher Vormittag und wir fassen nach erfolgreicher Beute den Beschluss auf dem Weg nach Salzburg noch einen Abstecher nach Verona zu machen, dass wir gegen nachmittag erreichen wollen. Im Auto werden wir gewahr, dass dunkle Wolken über der Po-Ebene aufziehen. Gerade noch glücklich, dass wir dem Schlagregen entkommen zu sein scheinen, müssen wir uns darauf vorbereiten, dass in Verona der Himmel seinen Tränensack über uns leeren wird. So gestimmt durchqueren wir eine verregnete Poebene, die so unter Wasser gesetzt gar keine optischen Reize mehr setzen möchte

. Wir erreichen Verona gegen 17.00 Uhr und suchen eine feine Speisegaststätte auf. Ich bestelle eine Spaghetti Frutti di Mare, mitlerweile mein Lieblingsgericht, dass ich nun in verschiedenen Varianten schön öfter genießen durfte. Miriam begnügt sich mit einer Pizza, die diesmal seltsam hell Käse zu enthalten schien. Als Veganerin hat sie bislang einen Bogen um jedes tierische Zubehör gemacht. Wir speisen gemächlich, sind die einzigen Gäste und genießen die Umgebung in einem antik-modern eingerichteten Lokal. Die Rechnung ist angemessen und wir stürzen uns wieder wohlgnährt in den Besichtigungspacour. Zuerst muss eine kleine Festung am Fluß daran glauben bevor wir uns auf der Suche nach einem Dom durch die Innenstadt wühlen. Die ist hier gut gefüllt durch Touristen und reizt mit kleinen Wein- und Spezialitätenläden. Vor einem bleibe ich stehen und liebäugel mit dem Erwerb einer Kiste Weins aus dem Trentino oder ist es Alto Adige? Deutsche Kunden versuchen mich davon zu überzeugen, dass es sich hier um einen der besten Weine Italiens handelt. Ich zögere angesichts eines Flaschenpreises von 14 € aufwärts. Schließlich beschließen wir unterwegs noch einemal für einen kleinen Einkauf anzuhalten immerhin haben wir noch 300 km feinster kulinarischer Auslagen vor uns. Das Auto parkt auf teurem Grund in einer zentral gelegenen Tiefgarage und erwartet uns unbeschädigt und mittlerweile getrocknet. Miriam entrichtet die mit 15 € völlig überteuerten Parkgebühren und wir stratzen zum Ausgang. Für den Weg nach Salzburg muss ich Mautgebühren entrichten.

In Verona kann man gut einkaufen.

Das versuche ich über die Internetwebseite des ADAC hinzukriegen und scheitere am Dschungel der Eingabemöglichkeiten. Auf dem Weg über die A22 nach Innsbruck suchen wir unser Glück in einem Einkaufladen, um unseren Bedarf an Olivenöl und Wein noch in Italien zu decken. Leider schließt der Supermarkt der uns abseits der Autobahn in Klausen erwartet vor unserer Nase die Türen. Wir eilen zum Auto und suchen unser Glück in einem anderen Ort. Aber nach 19.00 Uhr an einem Mittwochabend ist das schwierig. Glück beschert uns das Grenzmuseum auf dem Brennerpass. Hier bekomme ich Vignetten und Wein aber kein Öl. Für die Vignetten muss ich nach draußen gehen, wo in Automaten das begehrte Gut wartet. Ich erwerbe die Legitimationen für die Nutzung der Brennerpass-Autobahn und Österreichs Autobahnen. Wir verstauen die Weinflaschen in meinem Einkaufskorb. Das Auto ist jetzt hoffnungsvoll angefüllt mit Einkaufen aus Bella Italia. Wir rollen runter ins Tal von Innsbruck und erfahren auf dem Weg nach Kiefersfelden, dass unser Mitfahrer mittlerweile sich auf den Weg nach Salzburg gemacht hat, weil wir erst um 22.00 Uhr eintrudeln. Das war angekündigt, aber hielt ihn nicht davon ab, sich allein auf den Weg zu machen.

Die letzten 150 km bis Salzburg vergehen wie im Fluge. Wir erreichen die Perle der Alpen im Dunkeln. Es ist 22.00 Uhr und ich sollte mir schleunigst ein Plätzchen für die Übernachtung suchen, muss aber zunächst noch Miriam am Busbahnhof für die Fernbusse abliefern bevor ich mein Haupt aufs Kissen betten kann. Der Busbahnhof liegt am südlichen Stadtrand, mein Stellplatz für die Nacht am nördlichen. Ich verabschiede Miriam mit einer Träne im Auge zu ihrem neuerlichen Abenteuer bevor ich die menschenleere Stadt mit meinem Schneckenhaus durchquere. Auf dem Stellplatz angekommen, der sich durch ein kompliziertes Anmelde- und Buchungsverfahren auszeichnet, ziehe ich ein Bier und zwei Würstchen aus dem Automaten, der mir mangels Restaurant bleibt und verabschiede mich grüßend aus der schnapsgeschwängerter Luft. Vier trunken aussehende Tiroler grüßen zurück. Ich brauche nicht viel umzubauen, das Bett ist noch vorhanden und stoße erst einmal das Bier um. Mir bleibt noch ein kleiner Schluck, der kaum reicht, die Würstchen herunterzuspülen. Aber ich schaffe sowieso nur eins und fürchte nur, dass das Auto nun nach Bier stinkt. Aber die Luft bleibt rein und ich schlafe tief und selig.

Monte Amiata in der Toscana

Um fünf Uhr erwache ich und schleiche mich vom Hof, weil ich immernoch nicht begriffen habe, wie man seine Buchung abschließen kann. Der Preis ist mit 25 € viel zu hoch und ich komme an zwei Hundeausführer vorbei, die mich schlaftrunken mit ihren Blicken verfolgen. In Salzburg finde ich ein nettes Cafe, in dem ich eine Butterbrezel, ein Käsebaguette und einen Cappuccino bestelle. Es mundet mir prächtig und ich stelle fest, dass die Verkäuferin mit ausländischen Wurzeln vorzüglich österreichisch spricht. Nach einer halben Stunde setze ich mich hinters Steuer um meinen nächsten Begleiter in München aufzunehmen.

In der Rhön im Bereich der Autobahnmeisterei Oberthulba, noch Bayern, bringt mich eine kleine Aufmerksamkeitsstörung aus der Bahn und läßt mich ein paar Meter an der Leitplanke entlangschrabben. Häßliche Kratzer zieren jetzt meine linke Flanke und mit mildem Schrecken suche ich nach dem Warndreieck im wilden Durcheinander meines Urlaubsautos. Es findet sich in einer Vertiefung an der linken Seite. Aber wir verzichten auf den Aufbau, weil das Auto noch fahrtauglich ist und das Anhalten auf der Bahn aufsehen erregen würde. Das zieht umständliche protokollarische Prozeduren nach sicht und ist mit Verwarnungsgebühren verbunden. Den Schaden an der Leitplanke schätze ich gering, weil die Schrammen am Auto nicht allzu tief daherkommen. Also nehmen wir wieder Platz und trollen uns. Am Rasthof Rhön begutachten wir den Schaden und erwägen die Polizei hinzuzuziehen.

Das Eis ist lecker und üppig und kostet nur 2,50 €

Auf dem Weg der fünf Wasserfälle

Er wartet an einer ARAL-Tankstelle in München auf mich. Er macht es mir leicht weil er einen Treffpunkt nah der Autobahn ausgesucht hat. Ohne viel Gepäck erwartet er mich mit einem Münchner Zungenschlag und läßt sich auf dem Beifahrersitz plazieren. Wir machen uns sogleich auf den Weg in den Norden und verlassen München über die A9 nach Nürnberg. Im kulinarischen Franken verzehre ich gegen Mittag Fränkische Bratwürste mit Kraut und Kartoffeln in einem kleinen Dorf. Überaus lecker. Ich schlummer ein Viertelstündchen unter einer Hecke und kehre zum Auto zurück wo schon Nhamedi auf mich wartet. Er hat sich mit einem Döner begnügen wollen musste aber mit ein paar Bouletten vorlieb nehmen, weil ihm am Dönerstand die Schlange mit 3 Personen zu lang war. Mit einem Cappucino ausgestattet klemme ich mich hinters Steuer und schaukel hinaus in die Weite des deutschen Straßennetzes. In der Rhön im Bereich der Autobahnmeisterei Oberthulba, noch Bayern, bringt mich eine kleine Aufmerksamkeitsstörung aus der Bahn und läßt mich ein paar Meter an der Leitplanke entlangschrabben. Häßliche Kratzer zieren jetzt meine linke Flanke und mit mildem Schrecken suche ich nach dem Warndreieck im wilden Durcheinander meines Urlaubsautos. Es findet sich in einer Vertiefung an der linken Seite. Aber wir verzichten auf den Aufbau, weil das Auto noch fahrtauglich ist und das Anhalten auf der Bahn aufsehen erregen würde. Das zieht umständliche protokollarische Prozeduren nach sicht und ist mit Verwarnungsgebühren verbunden. Den Schaden an der Leitplanke schätze ich gering, weil die Schrammen am Auto nicht allzu tief daherkommen. Also nehmen wir wieder Platz und trollen uns. Am Rasthof Rhön begutachten wir den Schaden und erwägen die Polizei hinzuzuziehen. Aber von Skrupel gepeinigt beschränke ich mich darauf die zuständige Autobahnmeisterei zu informieren, was ich am kommenden Morgen sogleich umsetze.

Die Reise geht nun weiter und ich halte meine Aufmerksamkeitsspanne durch ein langes Gespräch mit meinem Beifahrer aufrecht. In Homburg/Efze halten wir für eine Pinkelpause auf einem Aufohof, der durch seinen günstigen Cappuccino hervorsticht. Ich beschließe ihn als Pausenziel gegen Lutterberg zu tauschen und bereue ein bisschen, das ich meine Pause nicht bei Albert oder Jo verbringen kann. Aber es ist nun schon spät und ich möchte den Nigerianer noch vor 20.00 Uhr am Bremer Hauptbahnhof absetzen, damit er noch den Zug nach Norden noch erreicht. Also passieren wir die Kasseler Berge in der Abenddämmerung und eilen die mittlerweile gut ausgebaute Autobahn an Göttigen vorbei. Ich bin jetzt hellwach und freue mich auf die Rückkehr nach Bremen. Die Kapriolen um die Rückreise versuche ich zu vergessen und überlege, wie ich die Reparatur bewerkstelligen kann. Neben meinem Reifenhändler kommt mir Reinhard aus Wolfhagen, Selbsthilfe und eine offizielle Versicherungsmeldung in den Sinn. Zuletzt unternehme ich einen Anrufversuch bei Adriano, dem Freund meiner Tochter, der mir einmal einen Bekannten Giuseppes genannt hat, von dem man gute Arbeit erwarten kann. Zuhause angekommen setze ich Nhamedi an der Nordseite des Bahnhofs ab und parke das Auto im Carport. In der Wohnung verzehre ich die verbliebene Wurst zu einem kühlen Bier aus dem Kühlschrank bevor ich mich auf in die Heia mache. Hier endet meine Erzählung zu der diesjährigen Italienreise, weil ich nun frühstücken möchte und mich an meine vielfältigen Aufgaben des heutigen Tages machen möchte.

Lothar Sövegjarto im September 2024

Lothar in Bari oder anderswo

Blick vom Monte Cimone in Richtung Norden

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